Schmerzen aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM)

Schmerzen aus Sicht der Chinesischen Medizin

‘Wenn es fliesst, schmerzt es nicht, wenn es schmerzt, fliesst es nicht.’

Dies ist ein viel zitierter Satz aus der Chinesischen Medizin und beschreibt einen wesentlichen Grundsatz in Zusammenhang mit Schmerzen. Dies gilt für die riesige Bandbreite von Schmerzzuständen; sowohl für akute, wie auch chronische Schmerzen. Nach Ansicht der TCM sind Schmerzen und Blockaden eng miteinander verbunden. Schmerz hat immer mit einer Blockade es Qi- und Blut-Flusses zu tun und damit mit einer lokal gestörten Verteilung der Körpersubstanzen.

Damit wird auch verständlich, warum nicht nur chronischer Schmerz, sondern auch akuter Schmerz mit Chinesischer Medizin behandelt werden kann. Viele denken nur in Zusammenhang mit chronischen Schmerzzuständen an eine Behandlung mit TCM. Dem ist nicht so. Je früher behandelt wird, desto besser! Dies gilt gerade nach Unfällen oder auch Operationen. Das Prinzip des Nichtstuns und Wartens bei der Behandlung von akuten Verletzungen gibt es in der TCM nicht. Man beginnt möglichst rasch zu behandeln und fährt kontinuierlich fort, bis es besser oder gut ist. Je früher mit der Behandlung begonnen wird (im akuten Stadium), je rascher kann eine Heilung erfolgen und je kleiner ist die Wahrscheinlichkeit, dass die vorhandene Blockade weitere Schäden und Ungleichgewichte nach sich zieht.

Wird die Behandlung zudem zu Beginn in sehr kurzen Abständen wiederholt, kann dies die Heilungsprozesse stark beschleunigen. Dies ist ein wichtiger Grundsatz in der Trauma Medizin der TCM.

Langandauernde Schmerzen, die sich zu chronischen Schmerzen entwickeln, haben oft weitere Ungleichgewichte zur Folge. Im Erstgespräch wird das sichtbar und wenn nötig, weitere Therapiemassnahmen vorgeschlagen. Dazu werden oft Kräuter-Rezepturen eingesetzt, die die inneren Dysbalancen ausgleichen und damit die Folgeerscheinungen des chronischen Schmerzes behandeln.

Die Art des Schmerzes – dumpf, stechend, krampfartig, pulsierend, brennend, einseitig – und auch deren Verlauf – schleichend oder plötzlich auftretend – und schlussendlich der Umstand, was den Schmerz bessert oder verschlechtert – Ruhe oder Bewegung, Druck oder Entlastung, Wärme oder Kälte? Das sind alles Indikationen, die einen Rückschluss zulassen auf weitere Ursachen, die in Zusammenhang mit der Schmerzursache stehen. Besonders bei chronischen Schmerzen sind dies wichtige Faktoren. Sie können aussagen, ob die Schmerzursache in Zusammenhang mit einer sogenannten Fülle oder Leere stehen. Ob sie durch Kältezustände oder Hitze im Körper bedingt sind.

Die Lokalisation des Schmerzes, also der Ort, an dem der Schmerz im Körper auftritt, kann darauf hinweisen, welche Meridiane und Organsysteme betroffen sind. So kann ein Schmerzzustand im Verlauf des betroffenen Meridians behandelt werden, der nicht an der Schmerzstelle selbst liegt, sondern davon entfernt, doch über die Meridian-Verbindung Einfluss darauf nehmen kann.

Akupunktur ist die Hauptmethode, wenn es um Schmerzen geht. Doch auch die Schröpftherapie ist sehr effektiv. Weil sie Blockaden im Körper wirkungsvoll lösen kann, hilft sie bei Schmerzzuständen sehr gut.

Schmerz ist nicht messbar, sondern kann von uns nur empfunden werden. Wir brauchen dazu unsere Sinne, unsere Wahrnehmung. In der TCM spricht man von Geist, dem ‘Shen’. Der Geist hat seinen Sitz im Herzen. Freude und Begeisterung sind Ausdruck eines gesundes Shens. Langandauernde Schmerzen laugen uns aus, haben Einfluss auf unseren Shen und schwächen ihn. Das kann zu depressiven Verstimmungen und fehlender Lebensfreude führen.

Manche Schmerz-Arten sind schwierig zu behandeln, besonders dann, wenn Ursache und Symptom nicht an demselben Ort liegen, der Schmerzort nicht zwingend die Schmerzursache ist und körperliche Schmerzen auf der seelischen Ebene ihren Ursprung haben. Doch auch diese Schmerzen können heilen. Oft braucht es viel Kraft und Mut sie anzuschauen. Und manchmal gelingt es auch, sie hinter sich zu lassen.